Die ›Geschichte zweier Kaufleute‹. Zur Polysemie von Exempelerzählungen anhand eines Beispiels aus dem Schachbuch Heinrichs von Beringen

Autor/innen

  • Björn Reich

DOI:

https://doi.org/10.25619/BmE2018113

Abstract

Innerhalb einer tugendethischen Moraldidaxe geht es nicht darum, feststehende Normen zu vermitteln, sondern den Belehrten in die Lage zu versetzen, situativ richtig zu reagieren. Ziel ist es, ihn zur Erkenntnis anzuregen: zur Selbsterkenntnis, zur Erkenntnis des Guten und zur Gotteserkenntnis. Exempel leisten innerhalb der vormodernen Ethik einen wichtigen Beitrag zu diesem Erkenntnisgewinn. Sie sind in vielen Fällen keineswegs simple und einschichtig konzipierte Erzählungen, die einen bloßen Sachverhalt illustrieren, auch wenn die moralisatio dies bisweilen nahelegen mag. Am Beispiel der ‚Geschichte zweier Kaufleute‘ aus dem Schachzabelbuch Heinrichs von Beringen wird gezeigt, wie die exempla in einer durch die hermeneutische Praxis des mehrfachen Schriftsinns geschulten polysemen Lektürehaltung neben der illustratio der Verinnerlichung des Gelehrten (imaginatio) dienen und den erkennenden Blick auf Gott eröffnen können (ostentio).

Downloads

Veröffentlicht

29.05.2018