Creating Time. The Saga Narrator as God
DOI:
https://doi.org/10.25619/BmE202518290Abstract
Erzählungen nehmen wir oft ähnlich wahr wie unser reales Leben: Für einen Moment wird die von Menschen gestaltete Zeit aufgehoben, und man wird Teil einer göttlichen Ewigkeit, in der man die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft als simultanes Ganzes sieht. Totum simul (›alles auf einmal‹) nannte Boethius diese doppelte Zeitlichkeit. Auch die Erzähler der altnordischen Íslendingasögur (Isländersagas) nehmen eine totum simul Perspektive ein. Auf diese Weise steuern sie sowohl die Erzählung selbst als auch das Erleben des Publikums. Der Erzähler gestaltet somit aktiv die Erzählzeit, ein Konzept, dem sich vor allem Ricœur intensiv widmete. Bei der Gestaltung der Erzählzeit fällt auf, dass die Sagaerzähler trotz ihrer Allwissenheit selten auf sich aufmerksam machen und kaum spürbar in den Text eingreifen. Erst wenn man eine Saga bereits kennt, sieht man, wie sie vom Erzähler mit verschiedenen Mitteln gestaltet und gelenkt wird.
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