Gott als widersprüchliche Figur in Hartmanns von Aue ›Erec‹ und Gottfrieds von Straßburg ›Tristan‹

Autor/innen

  • Albrecht Hausmann

DOI:

https://doi.org/10.25619/BmE20203107

Abstract

Die These des Beitrags lautet: Wenn in weltlichen Erzähltexten auktorial bestätigte göttliche Interventionen den Handlungsverlauf bestimmen, kann dies in letzter Konsequenz zu einer Depotenzierung Gottes führen; Gott wird dann nämlich als Figur im Verfügungsbereich des Autors wahrnehmbar und von den Wider­sprüchen der Diegese affiziert. Der Beitrag zeigt zunächst, wie Hartmann von Aue im ›Erec‹ gegen das säkulare Erzählkonzept Chrétiens Gott als Akteur re-etabliert; scheinbare Widersprüche im göttlichen Handeln lösen sich bei Hartmann auf, so dass sich das Bild eines letztlich ›höfischen Gottes‹ ergibt. An Gottfrieds ›Tristan‹ lässt sich jedoch zeigen, wie eine solche Inanspruchnahme Gottes als Akteur prekär wird, wenn die ungelösten Widersprüche der höfischen Welt thematisch werden. In dieser Perspektive ist das Gottesurteil im ›Tristan‹ metapoetische Dekonstruktion eines Erzählmodells, das mit göttlichen Interventionen arbeitet und dazu führt, dass Gott zu einer widersprüchlichen Figur wird.

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Veröffentlicht

16.06.2020 — aktualisiert am 16.06.2020

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