Rezeptions(er)zeugnisse. Kautelen für die Interpretation des Verhältnisses von ›narratio‹ und ›moralisatio‹ in mittelalterlichen Verserzählungen
DOI:
https://doi.org/10.25619/BmE2018112Abstract
Das Missverhältnis von Erzählung und moralisierendem Epimythion in mittelhochdeutschen Verserzählungen (oft ,Mären‘ genannt) wurde in der Forschung öfters thematisiert. Der Artikel stellt dar, dass Friktionen zwischen narratio und moralisatio in diesen Texten nicht allein ein Untersuchungsfeld für Erzählforscher sind, sondern mindestens ebenso philologische, kodikologische und überlieferungsgeschichtliche Komponenten beinhalten, die in bzw. vor einem ersten Interpretationsschritt betrachtet werden sollten. In vier Durchgängen werden anhand verschiedener kurzer Verserzählungen des Spätmittelalters sowie des ,Eulenspiegel‘ Aporien des Verhältnisses von Erzählung und Deutung dargestellt, wobei unter anderem deren faktische Untrennbarkeit deutlich wird.