Askese und weltliche Minne in Wolframs von Eschenbach ‚Parzival‘
DOI:
https://doi.org/10.25619/BmE2018119Abstract
Der Aufsatz untersucht die Darstellung der Sigune-Figur aus Wolframs von Eschenbach ›Parzival‹ unter Rückgriff auf Foucaults Bestimmung des Askesebegriffs als »Technologie des Selbst«. Dieser performative Askesebegriff hebt neben dem subversiven Potential den Aspekt der Buße hervor. Mit dieser Lesart wird die Narrativierung der Subjekt- und Körperkonstitution der Figur im Kontext der drei Begegnungen mit Parzival untersucht. So wird die Entwicklung der Trauer Sigunes um Schionatulander, der in ihrem Minnedienst starb, von höfisch-weltlicher Totenklage zum asketischen Leben und Tod als Inkluse nachgezeichnet. Die Klause ist demnach als verkehrte Minnegrotte zu interpretieren, in der Konzepte von Ehe und sinnlicher minne transzendiert werden. Das problematische Moment dieses asketischen Lebensentwurfs demonstriert der Vergleich mit Trevrizent, der ebenfalls eine Verfehlung in der weltlichen minne mit einer religiösen Bußleistung zu kompensieren versucht.