›wan du daz weist und des wilt nicht gelouben han‹. Die Küste in der ›Reise des hl. Brandan‹ als Ort der Hybridität

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DOI:

https://doi.org/10.25619/BmE202417247

Abstract

Die Küste in der ›Reise des hl. Brandan‹ lässt sich als räumliche Metapher für das postkoloniale Konzept vom ›Third Space‹ begreifen. In dieser virtuellen Kon­taktzone kultureller Hybridität kollidieren die konträren Positionen zweier ›Kulturen‹ – hier die (eigene) klerikale Schrifttradition (Brandan) und eine (andere) ›Kul­tur‹ der Augenzeugenschaft (neutrale Engel) –, ohne in Synthesen aufzugehen; auch eine nachhaltige Korrektur oder gar Tilgung der unterlegenen Position durch die mutmaßlich überlegene findet nicht statt. Der theologische Disput zwischen Brandan und den Engeln über die Frage, ob sie Gott vor dem Höllensturz tatsächlich von Angesicht zu Angesicht geschaut hätten, ist Auslöser für die Verunsicherung dogmatischer Gewissheiten auf klerikaler Seite, angestoßen durch die traditions­sprengenden Behauptungen jener einst ›blinden‹ und nun missgestalteten Engel, die ebenso wenig als Sieger aus dem Disput hervorgehen wie der irische Mönch.

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Veröffentlicht

04.05.2024