Das Ende in den Dingen. MacGuffins im vormodernen Beichtexempel

Autor/innen

  • Hans Jürgen Scheuer

DOI:

https://doi.org/10.25619/BmE20242269

Abstract

»Finalität« ist der MacGuffin der Narratologie. In Form eines linearen, kausal nachvollziehbaren Tathergangs lenkt sie die Aufmerksamkeit der Leser auf ein corpus delicti, ein beweiskräftiges Objekt, das freilich nicht die sinnerschließende Lösung des erzählten Falls birgt, sondern allenfalls Nebenmotiv einer komplexeren Problemreformulierung ist. Das Problem, das im Folgenden am Beispiel zweier Beichtexempla aus der Schweizer Kleinepiksammlung und aus Jörg Wickrams ›Roll­wagenbüchlein‹ erörtet wird, liegt nicht im Bereich erzählerischer Fiktion, sondern in der Medialität eines paradoxen Sprechakts, dessen Performanz nicht-greifbare, nur im Gleichnis verbalisierbare Fakten (oder Non-Fakten) schafft. Für die Frage nach der Finalität exemplarischen Sprechens in vormoderner Kurzepik stellt die con­fessio ein experimentum crucis nicht nur der Erzähltheorie, sondern auch der So­ziologie der Selbstsorge dar.

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Veröffentlicht

13.12.2024