Arme Heinriche. Von Hiobs Armut zu reicher Autorschaft und Nachfolge
DOI:
https://doi.org/10.25619/BmE20254279Abstract
Um 1500 taucht ein Pauper Henricus in der Literatur auf, der in der Forschung bisweilen für Irritationen sorgt, weil man ihn mit Hartmanns Armen Heinrich verwechselt. Es handelt sich jedoch um den Dichter Heinrich aus Settimello nahe Florenz, der sich in einem einzigen überlieferten Text, einer Klageschrift in der Tradition der Trostphilosophie mit dem Titel ›Elegia‹, in seinem Leid und seiner Armut typologisch an Hiob anschließt. In einer akademisch-lateinischen Kultur etabliert er sich seit dem späten Mittelalter nicht nur als Schulautor, sondern er wird zur Identifikationsfigur und zum Schutzpatron von studentes pauperes, die sich aufgrund der Personalunion von Gelehrtheit und Armut in seine Nachfolge stellen. Doch damit nicht genug, helfen ihm um 1500 anonyme Dritte samaritanisch in seiner schmalen Autorschaft auf, indem sie ihm postum Texte zuschreiben und unterschieben, die vornehmlich das Thema ›Armut‹ behandeln. Gleichsam exemplarisch zeigt sich, wie sich an der mächtigen typologischen Folie des Hiob eine temporal community gemeinschaftsstiftend über die Zeiten hinweg konstituiert.
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