Arme Heinriche. Von Hiobs Armut zu reicher Autorschaft und Nachfolge

Autor/innen

  • Andreas Bässler

DOI:

https://doi.org/10.25619/BmE20254279

Abstract

Um 1500 taucht ein Pauper Henricus in der Literatur auf, der in der For­schung bisweilen für Irritationen sorgt, weil man ihn mit Hartmanns Armen Hein­rich verwechselt. Es handelt sich jedoch um den Dichter Heinrich aus Settimello nahe Florenz, der sich in einem einzigen überlieferten Text, einer Klageschrift in der Tradition der Trostphilosophie mit dem Titel ›Elegia‹, in seinem Leid und seiner Ar­mut typologisch an Hiob anschließt. In einer akademisch-lateinischen Kultur eta­bliert er sich seit dem späten Mittelalter nicht nur als Schulautor, sondern er wird zur Identifikationsfigur und zum Schutzpatron von studentes pauperes, die sich auf­grund der Personalunion von Gelehrtheit und Armut in seine Nachfolge stellen. Doch damit nicht genug, helfen ihm um 1500 anonyme Dritte samaritanisch in seiner schmalen Autorschaft auf, indem sie ihm postum Texte zuschreiben und unterschie­ben, die vornehmlich das Thema ›Armut‹ behandeln. Gleichsam exemplarisch zeigt sich, wie sich an der mächtigen typologischen Folie des Hiob eine temporal commu­nity gemeinschaftsstiftend über die Zeiten hinweg konstituiert.

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Veröffentlicht

10.04.2025