Metalegende. Die protestantische Lügende als invektive Metagattung
DOI:
https://doi.org/10.25619/BmE2019228Abstract
Der Beitrag nimmt die protestantische Lügende als ein Erzählformat zur Herabsetzung der altgläubigen Legende und Heiligenverehrung in den Fokus. Dafür wird das Konzept der Invektivität des Dresdner SFB 1285 mit dem Modell der Metagattung (Werner Wolf) verknüpft. Die Lügende kann so als eine Metalegende aufgefasst werden, deren Funktion es ist, mit Blick auf Erzählelemente und Erzählweise die ›Gemachtheit‹ der katholischen Legende bloßzulegen. Ihr Fiktionsvorwurf wird dabei als Invektive gegenüber der katholischen Frömmigkeitspraxis verständlich und degradiert die Legende zugleich zur Unterhaltungsliteratur. Die Thesen werden anhand von Martin Luthers ›Lügend von St. Johanne Chrysostomo‹ (1537) entfaltet.