Alexander und der Zwerg. Weltherrschaft als Formatfrage
DOI:
https://doi.org/10.25619/BmE20254284Abstract
›Temporal Communities‹ bilden sich in der vormodernen Exempeldichtung nicht nur durch Überlieferungsgemeinschaften (etwa in kleinepischen Sammelhandschriften oder gedruckten Collectaneen). Sie ergeben sich auch über Formatwechsel im Transfer zwischen Gattungen und Medien. Dass Denkmuster verkleinert werden können (bis zum nucleus eines Figurennamens) oder sich vergrößern lassen (bis zum epischen Weltmodell), ermöglicht ihr Fortbestehen in den verschiedensten formalen und situativen Kontexten. Beispielhaft für eine solche Skalierbarkeit von Kalkülen und für die multiplen Temporalitäten ihres wechselnden Gebrauchs steht die apokryphe Episode von der Begegnung Alexanders des Großen mit dem Zwergenkönig Anteloie. Sie scheint über Namensbezüge oder agonale Handlungskonfigurationen bald biographisch und chronikalisch amplifiziert, bald kleinepisch und spruchdichterlich komprimiert. Dabei gewährt sie gleichnishaft Einblicke in die arcana imperii und in die Interdependenz von expansiver Großartigkeit und unterschwelliger Winzigkeit im Herrschaftshandeln.
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