Was (bisher) geschah … Inhaltsparaphrasen als ›intradiegetische Re-Texte‹ am Beispiel von ›König Rother‹ und ›Eckenlied‹ (E7)

Autor/innen

  • Sebastian Holtzhauer

DOI:

https://doi.org/10.25619/BmE2020384

Abstract

Die Untersuchung wendet sich Inhaltsparaphrasen im ›König Rother‹ und im ›Eckenlied‹ (E7) zu, die aus Sicht der Narratologie als spezifische Form von repetitiven Analepsen definiert werden können und damit augenscheinlich kaum oder keine neuen Informationen bieten. Auf einer rein deskriptiven Ebene und unter vordergründiger Berücksichtigung des ›Was‹ des Erzählten eröffnen diese Passagen dafür aus der Perspektive des Wiedererzählens die bislang nicht erkannte Möglichkeit, sie als ›intradiegetische Re-Texte‹ zu begreifen. In ihrem reduktiven Modus des ›Was-bisher-Geschah‹ konzentrieren sich die Figurenberichte auf die ›Wiederholung‹ grundlegender, für den Verlauf der Basiserzählung unverzichtbarer Handlungen, Orte und Figuren. Anders als (meist später hinzugefügte) Paratexte mit ähnlicher Funktion liefern sie somit ganz unmittelbar ein Korrektiv für neuzeitliche Strukturanalysen mittelalterlicher Texte. Im Fall des ›König Rother‹ kann somit das ›doppelte Schema der gefährlichen Brautwerbung‹ (Schmid-Cadalbert) auf die Probe gestellt werden, beim ›Eckenlied‹ hingegen der in der Forschung unterschiedlich definierte Übergang vom ersten zum zweiten Teil der Erzählung. Jenseits eines in Anschlag gebrachten poetologischen oder rhetorischen Normsystems möchte die Pilotstudie das Potenzial aufzeigen, das in einer zukünftig noch zu leistenden systematischen Untersuchung solcher Passagen liegt, die nicht nur in der Brautwerbungsdichtung und Heldenepik zu finden sind, sondern auch im höfischen Roman und anderen mittelalterlichen Gattungen, deren Charakter als genuin eher schriftliterarisch zu fassen ist.

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Veröffentlicht

06.05.2020